Welche Geschichte(n) erzählen wir uns? Theorie und Praxis disziplinärer Geschichtsschreibung

LECTURE SERIES - SUMMER TERM 2017 - WEDNESDAY, 6-8 P.M. - LECTURE HALL 28 (I.13.71)

Die Ringvorlesung widmet sich der Frage, auf welche Weise in verschiedenen Wissensdisziplinen das Problem der Geschichtlichkeit der Methode, der Konstruktion des Gegenstandsbereichs und der verfügbaren Wissensbestände verhandelt wird. In einem ersten Zyklus werden die Disziplinen der Geschichtswissenschaft, der Rechtswissenschaft und Soziologie, der Kunst- und Medizingeschichte sowie abschließend die Theoriegeschichte selbst befragt. Die Vorträge richten sich an alle Fächer und Fachgruppen, die ein Nachdenken über disziplinäre Grenzen mit einem Gedankenaustausch über interdisziplinäre Grundprobleme verknüpfen.

Das Spannungsverhältnis zwischen Innovation und Tradition, zwischen Horizonterweiterung und gesichertem Wissen, zwischen Abweichung und Disziplin, kennzeichnet die modernen Wissenschaften allgemein. Aus der Perspektive des Erkenntnisfortschritts sind wir in vielen Fächern verleitet, Disziplingeschichte vereinfachend als die Geschichte der wichtigsten Erfolge aus heutiger Sicht zu erzählen. Tatsächlich aber hat die Geschichtlichkeit von Wissensbeständen und Methoden für unterschiedliche Disziplinen, wie bspw. für die Mathematik, die Philosophie, die Soziologie und Psychologie, die Wirtschaftswissenschaft und Jurisprudenz eine jeweils andere Bedeutung. Dies hängt vor allem mit unterschiedlichen Konzeptionen von der Genese und Geltung ihrer jeweiligen Wissensbestände zusammen. Darüber hinaus ist die Autonomie oder Abhängigkeit der akademischen Wissensentwicklung von weiteren kulturellen und professionellen Kontexten unterschiedlich ausgeprägt.
Eine disziplinär gebundene Wissenschaftsgeschichtsschreibung ist von den theoretischen Voreinstellungen abhängig, über die innerhalb der Fachgrenzen Einigkeit oder auch Streit besteht. Dabei fehlt oftmals der Blick über die Fachgrenzen hinweg: Was können wir voneinander lernen, wenn wir einerseits die Geschichtlichkeit unserer Wissensbestände und Methoden zur Darstellung bringen wollen, und wenn wir andererseits die Ergebnisse unserer Forschungsarbeit einer interessierten Öffentlichkeit vermitteln wollen? Gibt es gemeinsame Fragestellungen und Schnittstellen? Schreiben wir nur an vielen unterschiedlichen Geschichten oder gibt es einen allgemeinen Referenzrahmen?
Die Veranstaltungsreihe Welche Geschichte(n) erzählen wir uns? Theorie und Praxis disziplinärer Geschichtsschreibung widmet sich diesen Fragestellungen. In einem ersten Zyklus werden die Disziplinen der Geschichtswissenschaft, der Rechtswissenschaft und Soziologie, der Kunst- und Medizingeschichte sowie abschließend die Theoriegeschichte selbst befragt.

Termine:

03. Mai 2017
Gerrit Walther (Wuppertal):
Wie die Geschichte historisch wurde. Selbstbilder und Methoden der Geschichtswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert

17. Mai 2017
Hans-Peter Haferkamp (Köln):
Rechtsgeschichte(n) - Zur historiographischen Selbstvergewisserung in der Rechtswissenschaft

31. Mai 2017
Peter Geimer (Berlin):
Zeitgenosse oder Historiker? Das Beispiel der Kunstgeschichte

21. Juni 2017
Volker Roelcke (Gießen):
Identitätsstiftung oder Selbstreflexion? Programme und Kontexte der Medizinhistoriographie im 20. und 21. Jahrhundert

05. Juli 2017
Dirk Kaesler (Marburg):
Ein Plädoyer für die Notwendigkeit der Soziologie-Geschichte

19. Juli 2017
Philipp Felsch (Berlin):
Was war Theorie? Zur Geschichte einer Gattung zwischen den Disziplinen

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