IZWT

Kontinuität und Wandel in Wissenschaft und Technik

IZWT-RINGVORLESUNG - SOSE 2016 - MITTWOCHS, 18-20 UHR - HS 28 (I.13.71)

Kontinuität und Wandel werden in der Geschichtswissenschaft als Begriffe verwendet, um Epochen und Zäsuren analytisch fassen und beschreiben zu können. Auch bezüglich der Entwicklung von Wissenschaft und Technik wurden sie immer wieder aufgegriffen und meist als sich gegenseitig ausschließende und ablösende Pole dargestellt. Üblicherweise werden Phasen von Stillstand und Umbruch kontrastiert, Alt und Neu gegenübergestellt und mit Konzepten wie jenen der „wissenschaftlichen Revolutionen“ (Thomas Kuhn) oder der „technischen Revolutionen“ sprunghafte Änderungen markiert. Für Wissenschaft und Technik der Moderne wird zugleich eine kontinuierliche Aufwärtsbewegung unterstellt: Die sprunghaften Neuerungen werden zwar als andere, neue und umwälzende, aber zugleich als „progressive“ Phasen des Wandels interpretiert; als „normal“ wiederum gelten Zeiten einer allmählichen Kumulation von Wissen, einer steten Ausbesserung wissenschaftlicher Theorien und eines inkrementellen Fortschreitens von Technik. Demgegenüber wird die Idee von Stillstand oder gar einem Rückschritt kaum formuliert und eher nur von der Umweltgeschichte vorgebracht, wo diese die Umweltfolgen von Wissenschaft und Technik betrachtet.

Die Ringvorlesung möchte zu einem "neuen" Denken über ein "altes" Thema anregen und hierzu Denktraditionen wie Neuansätze zusammenführen: Welche Theorieangebote bestehen zu Kontinuität und Wandel in Wissenschaft und Technik der Moderne? Und welche alternativen Erklärungsangebote bestehen abseits der polaren Schematisierung? So hat der Sozialhistoriker Hobsbawm die Denkfigur der "Erfindung von Tradition" eingeführt, auf die auch jede Formung eines Wissenskanons immer wieder rekurriert; die aktuelle Sozialwissenschaft denkt über Theorien der "Ex-novation" nach, also dem Entfernen problematischer Innovationen; alte Techniken bleiben, wie es Studien zur Techniknutzung gezeigt haben, parallel zu neuen wichtig und bestimmen oftmals den Alltag, und Historiker konstatieren regelmäßig die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" in der Moderne.

Termine:

27. April 2016

Helmuth Trischler (München):
Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte quer denken - Die Herausforderung des Anthropozäns

11. Mai 2016

Johannes Weyer (Dortmund):
Autonome Technik außer Kontrolle? Möglichkeiten und Grenzen der Echtzeitsteuerung komplexer Systeme

08. Juni 2016

Paul Hoyningen-Huene (Hannover):
Wissenschaftliche Revolutionen: Thomas Kuhn

06. Juli 2016

Rita Casale und Gabriele Molzberger (Wuppertal):
Studium Generale nach 1945 in der BRD: Historische Zäsuren und semantische Verschiebungen

20. Juli 2016 +++ FÄLLT AUS +++

Ruth Oldenziel (Eindhoven / Amsterdam):
Taming Technology, Taming Gender in the Twentieth Century

Weitere Infos über #UniWuppertal: